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Gerhard Rohlfs (1831-96) - Reisender und Afrikaforscher
Gerhard Rohlfs (eigentlich Friedrich Gehard Rohlfs) gehört zu den größten europäischen Afrikareisenden und -forschern des 19.Jahrhunderts. Als dritter Sohn eines Landarztes in Bremen geboren, weigerte er sich, die auch aufgrund seiner schlechten körperlichen Konstitution für ihn vorgesehene Laufbahn eines Arztes einzuschlagen.
Seinen Versuch, mit 15 als Schiffsjunge zur See zu fahren, verhinderte seine Mutter im letzten Moment. Dennoch verließ er vorzeitig das Gymnasium und trat in das »Bremische Füsilier-Bataillon« ein. Während des »Schleswig-Holsteinischen Krieges« gegen Dänemark wurde er Unteroffizier in der Schleswig-Holsteinischen Armee und nahm an der Schlacht bei Itzstedt (24./25.Juli 1850) teil.
Nach der Niederlage der Schleswig-Holsteiner wurde deren Armee stark reduziert und Rohlfs
wurde im März 1851 trotz einer Bewerbung gegen seinen Willen aus der Armee entlassen. Wie seine beiden Brüder studierte Gerhard Rohlfs dann aber doch ab 1850 in Heidelberg Medizin. Er wechselte bald nach Würzburg und Göttingen, brach das Studium aber nach einigen Semestern ab, ohne eine Prüfung abzulegen, die für Studenten ohne Abitur vorgeschrieben war.
Am 16.März 1854 trat Rohlfs für acht Jahre als einfacher Soldat in das 21.Feldjägerbataillon der österreichischen Armee ein. Nach vierzehn Monaten, am 28.Mai 1855, desertierte er von seiner Einheit. Einen Monat später wurde er von einer Patrouille gefasst und nach einem Kampf überwältigt. Ein Kriegsgericht degradierte ihn auf die niedrigste Besoldungsstufe und verlängerte seine Dienstzeit um ein Jahr. Nach kurzer Zeit desertierte Rohlfs erneut und betrat danach Österreich nie wieder.
Dennoch blieb Gerhard Rohlfs zunächst dem Militärdienst treu und ließ sich am 28.November 1856 in Colmar als Freiwilliger für das 2ème Régiment étranger der französischen Fremdenlegion anwerben. Seine Dienstverpflichtung betrug wie üblich sieben Jahre. Im Mai 1860 wurde er Caporal (Gefreiter), der höchste Rang, den ein Ausländer in den Reihen der Fremdenlegion üblicherweise damals erreichen konnte. Rohlfs nahm an mehreren Feldzügen der französischen Armee teil. Von 1857 bis Anfang 1859 war das Regiment in der »Kabylei« (im heutigen Algerien) eingesetzt. Von April bis August 1859 nahm das Regiment am sogenannten 2.Italienischen Unabhängigkeitskrieg (auch »Sardischer Krieg« genannt) teil.
Rohlfs selbst hat niemals über seine Dienstzeit in der Fremdenlegion geschrieben, selbst in seinem Freundeskreis durfte das Thema nicht erwähnt werden. Während seiner Einsatzzeit in Algerien erwarb Rohlfs Grundkenntnisse der arabischen Sprache. Er wurde in Fès schließlich sogar als oberster Arzt der marokkanischen Armee bestellt. Neben dieser
Funktion wurde es ihm erlaubt, eine Privatpraxis als Arzt zu führen. In jener Zeit vervollkommnete Rohlfs seine Arabisch-Kenntnisse und studierte Sitten, Lebensart und Religion der nordafrikanischen Bevölkerung.
Gerhard Rohlfs größter Wunsch war es, durch die Sahara zu der legendären Oasenstadt Timbuktu auf dem Gebiet des heutigen Mali zu reisen. Es gelang ihm, vom marokkanischen Fès aus den europäischen Kartographen bis dahin unbekannten »Anti-Atlas«, ein Gebirge der Atlas-Kette südwestlich des Hohen Atlas zu überqueren, wurde dann aber nahe der Oase Boanen überfallen und und im Kampf lebensgefährlich verletzt. Durch die Verletzungen seines linken Armes blieben die Finger seiner linken Hand für den Rest seines Lebens teilweise steif.
Nach der Genesung unternahm er einen zweiten Versuch, Timbuktu zu erreichen. Als erster Europäer erreichte er die Oasen von Tafilet, Twat und Tidikelt. In In Salah, dem Hauptort der Tidikelt-Oasen, wurde Rohlfs verdächtigt, französischer Spion zu sein. Das zwang ihn, seine weiteren Reisepläne aufzugeben und über Rhadames (heute: Ghadames) nach Tripolis an die Mittelmeerküste zurückzukehren.
Im Januar 1865 kehrte Rohlfs zunächst nach Deutschland zurück, wo er vor fast zehn Jahren zum letzten Mal gewesen war. Der Gothaer Kartograph August Petermann redigierte und überarbeite Rohlfs Reiseaufzeichnungen nach wissenschaftlichen Kriterien. Er förderte den einstigen »Aussteiger« und verhalf ihm zu einem Renommee als anerkannter Forschungsreisender.
Nach mehreren Monaten in Europa reiste Rohlfs erneut nach Tripolis, diesmal als Forschungsreisender mit offizieller Unterstützung, um von Tripolis aus das Hoggar-Massiv zu erforschen und einen erneuten Versuch zu unternehmen, Timbuktu zu erreichen. Über diese im Mai 1865 gestartete Expeditionsreise berichtet Gehard Rohlfs in seinem Buch »Quer durch Afrika«.
Über seine zahlreichen Reisen durch Nord-, Nordost- und Westafrika, bei denen er unter anderem im Auftrag des preussischen Königs Wilhelm I. als Beobachter an der britischen »Strafexpedition« 1868 gegen den Kaiser von Abessinien (das heutige Äthiopien) teilnahm und 1880/81 im Auftrag des deutschen Kaisers Wilhelm I. erneut Abessinien bereiste, sowie seine Zeit als oberster Militärarzt in Marokko schrieb Gerhard Rohlfs zahlreiche Bücher.
Die MARITIME BIBLIOTHEK veröffentlicht diese Bücher sukzessive als sorgfältig editierte Neuausgaben, die mit zusätzlichen Erläuterungen, Karten und Illustrationen ergänzt sind. Bislang erschienen sind sechs der Bücher.
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